Während sich das Wirtschaftsumfeld in den USA weiterhin robust präsentiert, ist das Wachstum in der Eurozone in den letzten Monaten praktisch zum Stillstand gekommen. Deutschland befindet sich in einer technischen Rezession, während sich die Peripherieländer aufgrund der hohen Tourismusaktivität besser halten. Angesichts der restriktiven Geldpolitik, welche die Europäische Zentralbank EZB eingeschlagen hat, wird sich die Konjunkturdynamik aber auch in diesen Ländern merklich abschwächen.
Auch wenn sich die hiesige Wirtschaftsentwicklung einer globalen Abschwächung nicht entziehen kann, präsentiert sich die Lage in der Schweiz vorteilhaft. Insbesondere die Teuerung ist im internationalen Vergleich moderat. Im Juni ist die Gesamtinflation in der Schweiz von 2.2 auf 1.7 Prozent gesunken und liegt somit wieder innerhalb des Zielbandes der Schweizer Nationalbank SNB. Die niedrigere Teuerung ist jedoch nur temporärer Natur. Ab Herbst 2023 dürfte sie aufgrund höherer Mieten wieder steigen. Die Vielzahl an administrierten und halb-administrierten Preisen, welche erst verzögert auf die Preismechanismen des Marktes reagieren, werden die Teuerung zusätzlich moderat anfachen. In ihrer bedingten Inflationsprognose erwartet die SNB eine Inflation von 2.2 Prozent im Jahr 2024 und 2.1 Prozent im Jahr 2025. Entsprechend dürfte die SNB im September eine weitere Zinsanhebung um 25 Basispunkte vornehmen.
Die Schweizer Volkswirtschaft besticht durch ihre Innovationskraft und den flexiblen Arbeitsmarkt. In Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit bewegt sich die Schweiz seit Jahren weltweit unter den Top-Nationen. Im Vergleich mit den Eurostaaten kann die Schweiz aber auch mit der tiefen Inflation, der hohen Produktivität und der tiefen Staatsverschuldung punkten. Geopolitische Spannungen, Rückschläge im wirtschaftlichen Gesundungsprozess der Eurozone oder aufkommende Risikoaversion an den Märkten können deshalb rasch einen erneuten Nachfrageschub nach dem Schweizer Franken auslösen.
Die SNB verfolgt das vorrangige Ziel, Preisstabilität in der Schweiz zu gewährleisten. Die Entschlossenheit, mit welcher sie dieses Ziel verfolgt, stützt den Schweizer Franken. Im ersten Halbjahr 2023 gehörte der Franken zu den stärksten Währungen. Die erwartete Abschwächung der globalen Wirtschaft bei gleichzeitig robuster Schweizer Konjunktur macht den Franken als sicheren Hafen attraktiv.
Aufgrund der anhaltend hohen Inflationsdifferenzen zwischen der Schweiz und dem Euroraum wird der faire Aussenwert des Schweizer Frankens weiter steigen. Zudem deckelt die SNB den EUR/CHF-Wechselkurs gegen oben, indem sie in Schwächephasen des Schweizer Frankens Fremdwährungsbestände abbaut.
Wir rechnen mit einer anhaltenden Frankenstärke und damit mit einem Verbleib von EUR/CHF unter der Parität.