«Energiekrise in Europa, Rezessionsängste
und restriktive Geldpolitik belasten Aktienmärkte.»
Der Stellenaufbau lag dabei im Rahmen der Erwartungen. Interessant war aber der Anstieg der Partizipationsrate. Diese misst den Anteil der Erwerbstätigen im Verhältnis zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Die zusätzlichen Arbeitskräfte helfen dabei die offenen Stellen zu besetzen und dämpfen zugleich das Lohnwachstum. Und damit in letzter Konsequenz auch die Inflation.
Der US-Arbeitsmarkt ist also wieder auf dem Weg zurück zu einem gesunden Gleichgewicht. Der Weg dorthin ist aber noch weit und beschwerlich. Das Ziel ist es, dass sich der Arbeitsmarkt zwar abkühlt, es aber nicht zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit kommt. Die Eindämmung der Inflation wird jedoch voraussichtlich nicht ohne «einige Schmerzen» auf dem Arbeitsmarkt zu erreichen sein.
Auch die US-Konsumentenstimmung hat sich im letzten Monat deutlich verbessert. Dabei hellte sich sowohl die Bewertung der aktuellen Lage als auch jene der zukünftigen Entwicklung deutlich auf. Mit diesen Entwicklungen steigt die Wahrscheinlichkeit für die erhoffte «weiche Landung» der US-Wirtschaft zwar an, die Rezessionsrisiken bleiben aber dennoch erhöht.
Deutlich weniger positiv präsentiert sich die Lage in Europa. Die rekordtiefe Arbeitslosenquote in der Eurozone – im Juli ist die Arbeitslosenquote auf ein neues Rekordtief von 6.6 Prozent gefallen – sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Arbeitsmarkt an einem Scheideweg steht. Denn in Europa dominieren aktuell klar die wirtschaftlichen Risiken, insbesondere nachdem Russland die Gaslieferungen über Nordstream 1 nicht wie angekündigt am Wochenende wieder aufgenommen hat. Kein Gas bedeutet für Europa auch kein Wachstum und erhöht gleichzeitig den bereits hohen Preisdruck noch weiter. Die Europäische Zentralbank steht damit unter wachsendem Druck, die Zinsen rasch und deutlich zu erhöhen. Wir rechnen mittlerweile an diesem Donnerstag mit einem grossen Zinsschritt von 0.75 Prozent. Die Schweizerische Notenbank wird spätestens am 22. September mit einem Zinsschritt folgen. Dann sind auch in der Schweiz die Negativzinsen (vorerst) Geschichte.
Die globalen Aktienmärkte beendeten die letzte Woche trotz guten Arbeitsmarktzahlen mehrheitlich mit Kursverlusten. Der Weltaktienindex verlor rund drei Prozent. Die drohende Energiekrise in Europa und die damit zusammenhängenden Rezessionsängste sowie die restriktive Geldpolitik der Notenbanken wirken weiterhin belastend. Eine nachhaltige Erholung der Aktienmärkte ist aktuell nicht in Sicht. In einem derartigen Umfeld bleiben wir weiterhin defensiv ausgerichtet und legen den Fokus auf Aktien mit einer guten Qualität. Die defensiven Qualitäten sprechen zum Beispiel für den Schweizer Aktienmarkt.