Hinter uns liegen turbulente Wochen an der Börse, wie fällt die Bilanz für den September aus?
Der September gilt traditionell als schwächster Börsenmonat des Jahres und diesem Ruf ist er auch dieses Jahr gerecht geworden. Unsicherheiten dominieren zurzeit die Märkte. Was momentan speziell ist, dass wenn die Wirtschaft wächst, sorgen sich die Märkte über neue Zinserhöhungen und die Aktien setzten zur Talfahrt an. Das hat auch bei den Anleihen deutliche Reaktionen ausgelöst: Die Renditen der zweijährigen, oder auch der zehnjährigen US-Anleihen haben den höchsten Stand seit rund 15 Jahren erreicht. Handkehrum rücken sorgen um eine Rezession in den Fokus, wenn in der Wirtschaftsentwicklung Zeichen der Schwäche erkennbar werden. Auch die Entwicklung des Ölpreises hat hier eine Rolle gespielt, wir haben seit Juni zwischenzeitlich Preisanstiege von fast 40 Prozent gesehen. Das wiederum schürt neue Inflationsängste.
Wie sehen die Prognosen für den Oktober aus?
Er gilt traditionell als turbulenter, aber nicht unbedingt als schlechter Monat. In der Vergangenheit hat sich der Oktober auch als «Bear-Killer» einen Namen gemacht. Dass also das Ende von Bärenmärkten im Oktober eingeleitet worden ist. Aktuell wird allerdings grundsätzlich darüber diskutiert, in welcher Art von Markt wir uns befinden. Einige Investoren sind der Meinung, dass die Rally, die wir vor ein paar Monaten gesehen haben, eine Rally im Bärenmarkt war. Ich bin der Meinung, dass wir uns nicht in einem Bärenmarkt befinden. Die Wirtschaft ist wie erwähnt robust, ein Wachstum von vier Prozent im dritten Quartal ist durchaus möglich. Zudem haben die US-Amerikanerinnen und -Amerikaner über den Sommer viel Geld ausgegeben, die Reisefreude war so gross wie lange nicht mehr. Das heisst aber auch, dass die Privatschulden in den USA wieder steigen werden. Davon gehen auch Experten aus. Sie erwartet, dass die Konsumenten in den USA in nächster Zeit ihre Ausgaben reduzieren müssen.
Der Shutdown in den USA sorgte auch für Unsicherheit an den Märkten. Nun ist er fürs Erste verschoben, was heisst dies für die US-Wirtschaft?
Grundsätzlich ist ein Shutdown natürlich nicht wünschenswert, denn er bedeutet, dass hunderttausende Angestellte der US-Administration entweder nicht arbeiten dürfen oder arbeiten, aber dafür nicht bezahlt werden. Das kann kurzfristig Auswirkungen auf den Konsum haben. Allerdings ist es jetzt der 20. Shutdown seit Mitte der siebziger Jahre und man sieht über alle Shutdowns hinweg, dass nach der Einigung über das Budget die Löhne nachträglich korrekt ausbezahlt wurden. Die betroffenen Haushalte mussten also trotz Shutdown keine Einbussen im Jahreseinkommen hinnehmen. Die Historie hat also gezeigt, dass diese Shutdowns keinen langfristig negativen Effekt auf die amerikanische Wirtschaft haben. So dürfte es auch diesmal sein, egal ob der Shutdown im November nochmals zum Thema wird, oder ob er definitiv abgewendet werden kann.