Europas grösste Volkswirtschaft stagniert. Weder Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) noch chinesische Konjunkturpakete können Deutschlands hausgemachte Probleme lösen. Besser präsentiert sich die Lage derzeit in Südeuropa. In Spanien zeigt sich eine starke wirtschaftliche Erholung. Die Konjunktur ist äusserst stabil.
Deutschland befindet sich in einer wirtschaftlichen Stagnation. Bürokratie, eine marode Infrastruktur und eine schwächelnde Industrie belasten das Wachstum. Die politische Unsicherheit vor der Bundestagswahl Ende Februar erschwert Reformen zusätzlich. Hohe Sozialausgaben schränken die finanziellen Spielräume ein, während die Schuldenbremse Investitionen in Zukunftstechnologien behindert. Zudem steht die deutsche Industrie unter Druck. Internationale Wettbewerber setzen deutsche Unternehmen zunehmend unter Zugzwang. Auch der private Konsum bleibt schwach – die Bevölkerung spart mehr und konsumiert weniger. Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf die Schweiz: Die starke wirtschaftliche Verflechtung bedeutet, dass eine schwache deutsche Wirtschaft die Schweizer Exportindustrie, die Lieferketten sowie den Tourismus beeinträchtigt.
Frankreich befindet sich in einer politischen Krise. Nach den Neuwahlen 2024 konnte keine stabile Regierung gebildet werden, was wirtschaftspolitische Entscheidungen erschwert. Investoren reagieren skeptisch – steigende Risikoaufschläge für französische Staatsanleihen deuten auf zunehmende Unsicherheit hin. Besonders betroffen ist die französische Automobilindustrie, die seit der Pandemie nicht zu alter Stärke zurückgefunden hat. Hohe Lohnkosten belasten französische Unternehmen, während der private Konsum schwach bleibt. Die Jugendarbeitslosigkeit bleibt hoch, was die Konsumlaune zusätzlich dämpft. Eine instabile französische Wirtschaft trifft die Schweizer Tourismusbranche und Luxusgüterbranche, da sich weniger Französinnen und Franzosen Reisen und andere Luxusgüter leisten können.
«Südeuropa zeigt beste Anzeichen einer Erholungsphase.»
In Italien und Spanien deuten wirtschaftliche Indikatoren in die andere Richtung. In Spanien stützt ein solides BIP-Wachstum die positive Entwicklung. Die Konsumentenstimmung ist stabiler als im restlichen Europa, und die Einzelhandelsumsätze entwickeln sich erfreulich. Die Bauwirtschaft zeigt Anzeichen einer Erholung, während die Jugendarbeitslosigkeit auf den niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt gesunken ist. Italien kämpft zwar weiterhin mit einer hohen Staatsverschuldung, doch die Arbeitsmarktlage hat sich verbessert. Der wirtschaftliche Aufschwung ist noch fragil, aber die positive Dynamik könnte die Eurozone stützen. Dies ist auch für die Schweiz von Bedeutung, da südeuropäische Länder wichtige Handelspartner sind und eine Erholung dort Schweizer Exporte begünstigt.
Die wirtschaftliche Entwicklung in Europa verläuft heterogen. Nachdem südeuropäische Staaten jahrelang von ihren nördlichen Nachbarländern mitgetragen wurden, zeigen sie aktuell bessere Perspektiven. Strukturelle Defizite und politische Unsicherheiten bei den europäischen Schwergewichten Deutschland und Frankreich verhindern eine Erholung auf breiterer Front. Das Wachstum der Eurozone dürfte deshalb in den nächsten Jahren unter dem langfristigen Durchschnitt bleiben. Für die Schweiz bedeutet dies Unsicherheiten in den europäischen Handelsbeziehungen. Die Export-Industrie sowie der Tourismus leiden besonders unter dem schwachen europäischen Konsumklima. Die wirtschaftliche Stabilisierung in Südeuropa macht jedoch Hoffnung und bietet Chancen für neue Handelsdynamiken.