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BRICS-Summit

Wirtschaftliche Unabhängigkeit vom US-Dollar?

​Die BRICS-Gruppe bemühte sich am Gipfel von Ende August ein Bild der Einheit zu vermitteln. Abgesehen von der Erweiterung der Mitgliedschaft waren die politischen Vorschläge allerdings nicht sehr ehrgeizig. Es bleiben viele Fragen offen.

Haltungen der Staaten und Szenarioanalyse
Die brasilianische Regierung setzte sich im April 2023 stark für eine neue gemeinsame Währung ein. Das Motiv: Die Reduktion der hohen Abhängigkeit dieses Landes zum US-Dollar. Russland griff am 07.07.2023 die Idee auf, da es ein hohes Interesse daran hat, am Dollarsystem und an den Sanktionen vorbei, weiteren Handel zu betreiben. Doch da in Kriegszeiten Währungsabwertung ein mögliches Mittel zur Staatsentschuldung darstellt (Absenken des tatsächlichen Schuldenwerts) galt es Vertrauen in eine neue Währung zu schaffen. So brachte Russland als einziges Land eine Golddeckung der Währung ins Spiel. Indien schloss sich aufgrund guter Partnerschaften zu der EU und den USA aus dem Vorhaben aus, hätte aber eine BRICS-Währung der anderen Staaten toleriert. Selbstbewusst wurde die Rupie als künftige Weltwährung bezeichnet. China als gewichtigster Handelspartner im Staatenbündnis hatte bereits Jahre zuvor als Teil der eigenen Strategie definiert, die heimische Währung zur Weltwährung zu machen. Eine weitere Währung hätte hier nur Sinn ergeben, wenn sie im Festkurs zur chinesischen Währung gestanden wäre. Südafrika dementierte zunächst, dass das Thema auf der Agenda des BRICS-Gipfels enthalten sei. Zudem sah der südafrikanische Botschafter bei seiner Äusserung keinen Mehrwert in der Schwächung der eignen Währung durch die Nutzung einer Neuen.

 

 

 

Die Erweiterung der BRICS-Staaten
Per 1. Januar 2024 werden Saudi-Arabien, der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Argentinien und Äthiopien den BRICS beitreten. Von geopolitischem Interesse ist dieser Umstand, da sich Staaten im Handelskrieg zwischen den USA und China zunehmend in Lager unterteilen lassen. Brasilien, Südafrika und Saudi-Arabien waren bisher neutral eingestuft, wenden sich nun jedoch den Handelsmöglichkeiten mit China zu. Indien und die Emirate orientieren sich eher Richtung USA. Russland und der Iran haben sehr enge Beziehungen zu China aufgebaut. Argentinien, Ägypten und Äthiopien sind China ebenfalls zugeneigt. Konflikte im Bündnis könnten durch die politische Teilung also in der Zukunft relevant werden. Die BRICS+ enthalten neu 46 Prozent der globalen Bevölkerung, aber nur 27 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts, 19 Prozent der globalen Importe und 20 Prozent der globalen Exporte. Ihre Handelsbedeutung steht der G7 + EU deutlich nach.

 

GKB Einschätzung - Es bleiben viele Fragen offen…
Selbstverständlich ist die Auflegung einer BRICS-Währung auch in der Zukunft noch möglich. Allerdings ist dabei zu beachten, dass die BRICS-Staaten bisher stets nach den Interessen der Individualstaaten gehandelt haben. Die Einzelinteressen haben hier also einen beachtlichen Einfluss auf das Handeln. Auch müsste eine neue Währung ausreichend Wirtschaftskraft bündeln, um dem US-Dollar abträglich werden zu können. Gerade dies wird durch die Strategien der einzelnen Länder (mit Ausnahmen Russlands und Brasiliens) die eigene Währung zu stärken eher abwegiger als wahrscheinlicher.

Zudem wäre die Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsraumes eine hochkomplexe und ressourcenintensive Angelegenheit, die insbesondere auch durch die unterschiedlichen Geldpolitiken, steigenden globalen Handelsbarrieren und die starke Dominanz des US-Dollars im täglichen Handelsvolumen der Devisen und dem Weltmarktanteil an US-Aktien und Obligationen erschwert würde. Kleinere Länder könnten hier erhebliche Bedenken in der Umsetzbarkeit sowie der Kostenfrage haben.

An den Finanzmärkten sind die Implikationen der Spekulation über eine neue Währung als gering zu beobachten. Der Goldpreis hat aufgrund der hohen Abhängigkeit zu gestiegenen Realzinsen seit Anfang August bis zum BRICS-Summit an Wert verloren, wurde dann aufgrund des günstigeren Preises erneut zugekauft und hat seit Beginn des Septembers wieder an Wert verloren.

Der US-Dollar notierte im Vergleich zum Schweizer Franken seit Beginn des Jahres zwischenzeitlich deutlich tiefer. Seit Mitte Juli ist dieser Trend zumindest teilweise wieder rückläufig.

Andere Realwerte wie Öl, Industriemetalle, Weizen oder Kaffee wären durch eine Alternativwährung wenig tangiert. Hier entscheiden Angebot und Nachfrage. Die Währung dient lediglich zur Feststellung des Wertes, auf den sich die Marktteilnehmer geeinigt haben.

Gemeinsam wachsen.