"Das Vorpreschen der SNB hat dem Schweizer Franken zugesetzt".
Die Märkte wurden von der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die Zinsen zu senken, überrascht. Das Vorpreschen der SNB im Zinslockerungszyklus gegenüber den G10-Ländern hat dem Schweizer Franken kurzfristig zugesetzt. Damit werden das Einkaufen im Ausland oder die kommenden Sommerferien kurzfristig wieder teurer.
Der frühe Zinssenkungsschritt in der Schweiz war möglich, weil die Bekämpfung der Inflation wirksamer als in anderen Ländern war. Die neusten Inflationsdaten dürften die SNB auf ihrem Pfad bestätigen: Im März fiel die Jahresteuerung in der Schweiz von 1.2 Prozent im Februar auf 1.0 Prozent. Damit sind weitere Zinssenkungsschritte der SNB im Laufe des Jahres wahrscheinlich. Diese könnten der Schweizer Wirtschaft Aufwind bescheren, da zeitnahe Indikatoren auf eine Verlangsamung der Wirtschaftsentwicklung hindeuteten. Die Schweiz wächst 2024 mit 1.1 Prozent unter dem langfristigen Durchschnitt von 2 Prozent (2000-2018), jedoch deutlich stärker als die wirtschaftlich gebeutelte Eurozone (0.2 Prozent – 0.5 Prozent).
Der Schweizer Franken gehört nicht erst seit dem Zinsentscheid der SNB zu den Hauptverlierern am Devisenmarkt. Seit Anfang Jahr entwickelt sich der Franken gegenüber den wichtigen Währungen US-Dollar und Euro negativ. Dies ist gut für die Schweizer Exportindustrie und vonseiten der SNB wohl zu begrüssen. Die jüngsten Inflationsdaten aus der Eurozone lassen aber darauf schliessen, dass eine erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Sommer immer wahrscheinlicher wird. Somit würde sich die Zinsdifferenz zwischen dem Euro und dem Schweizer Franken wieder verkleinern. Beide Notenbanken dürften bis zum Jahresende noch zweimal lockern, wenn auch zeitlich verschoben. Eine Zinssenkung unter 1 Prozent sehen wir derzeit nicht – dies dürfte sich die SNB als «Munition» für schlechtere Zeiten aufsparen. Aufseiten der EZB erwarten wir aber über 2024 zusätzliche Lockerungen. Das stützt unseren Wechselkursausblick für den Euro gegenüber dem Schweizer Franken. Langfristig dürfte der Euro damit wieder an relativem Wert zum Franken einbüssen.
Stattlich bewertet ist derzeit der US-Dollar. Da die Wirtschaftsdaten in den USA weiterhin robust ausfallen, rechnen wir mit Sicht auf drei Monate damit, dass der US-Dollar gegenüber dem Schweizer Franken das Kurslevel von 0.90 halten kann. Im zweiten Halbjahr 2024 könnte sich die Situation ändern. Das restriktive Zinsniveau sowie eine moderate Abschwächung am Arbeitsmarkt deuten in den USA auf einen schwächeren Wirtschaftsverlauf hin. Mit Blick auf mögliche Unsicherheiten rund um die US-Wahlen vom November erwarten wir auf zwölf Monate eine Abschwächung des US-Dollars zum Schweizer Franken in Richtung 0.85. Insbesondere ein Wahlsieg von Donald Trump könnte für Unsicherheit sorgen: In seiner ersten Amtszeit tendierte der Dollar unter hohen Schwankungen deutlich negativ.