Inflationsraten auf dem Rückzug.

Datum: 27.11.2023 
Autor: Benjamin Lehmann

​​​​​​​​​Die Inflationsraten befinden sich auf dem Rückzug - insbesondere in den USA. Sind damit weitere Zinserhöhungen vom Tisch? 

​«Die Hürden für weitere Zinserhöhungen werden immer höher.»​


Im September hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) beschlossen, den Leitzins unverändert bei 1.75 Prozent zu belassen. Mit 1.7 Prozent liegt die jüngste Teuerungsrate unter dem Inflationsziel von zwei Prozent. Ist damit der Kampf gegen die Inflation gewonnen und weitere Zinserhöhungen sind vom Tisch? Nein, das ist nicht der Fall. Die Inflationsprognose der SNB-Ökonomen für das kommende Jahr liegt bei 2.2 Prozent – und damit wieder leicht über dem festgelegten Ziel. Nebst höheren Strom- und Mietpreisen dürften sogenannte Zweitrundeneffekte dafür sorgen, dass der Preisauftrieb hartnäckig bleiben wird. Zweitrundeneffekte beschreiben die gegenseitige Abhängigkeit von Preisen und Lohnkosten. Denn steigende Löhne könnten dazu führen, dass Unternehmen ihre höheren Kosten wiederum durch Preissteigerungen auszugleichen versuchen. Damit könnte auch die tatsächliche Inflation ansteigen. 

Positive Nachrichten mit Blick auf die Inflationsdaten erreichen uns auch aus Europa und den USA. In beiden Regionen sind die Inflationsraten zuletzt überraschend deutlich gesunken und nehmen damit etwas Druck von den Notenbanken. Die Europäische Zentralbank (EZB) beliess den Leitzins im Oktober ebenfalls unverändert. Die höheren Zinsen verschärfen allerdings die Finanzierungsbedingungen in der Eurozone und dämpfen zunehmend die Nachfrage. Entsprechend trüben sich die konjunkturellen Aussichten ein. Die EZB wird bei ihrer Geldpolitik weiterhin datenabhängig agieren und den Fokus sowohl auf die Teuerung als auch die Finanzstabilität legen. In den USA beliessen die Währungshüter den Leitzins ebenfalls unverändert. Mit 5.5 Prozent liegt dieser im restriktiven Bereich und dämpft damit das Wirtschaftswachstum und die Inflation. Für viele Marktbeobachter ist damit der Zinsgipfel erreicht. Das Augenmerk verschiebt sich damit von der Frage «Wie hoch steigen die Leitzinsen?» hin zu «Wie lange bleiben sie auf diesem hohen Niveau?».

Klar ist: Die Hürden für weitere Zinserhöhungen werden immer höher – weitere Zinsschritte damit immer unwahrscheinlicher. Der Fokus liegt zwar weiterhin auf den Teuerungsraten, aufgrund deren Normalisierung jedoch vermehrt auch auf den Konjunkturzahlen. Enttäuschende Wirtschaftszahlen werden zu sinkenden Kapitalmarktzinsen führen, gute Zahlen zu steigenden. 

Die Renditen auf Verfall von Obligationen sind attraktiv. Bei Anleihen in Schweizer Franken und Euro halten wir eine neutrale Positionierung und globale Anleihen haben wir übergewichtet. Die Kreditaufschläge von globalen Hochzinsanleihen widerspiegeln die hohen Finanzierungskosten und die erwartete abnehmend Wirtschaftsdynamik zu wenig. In diesem Segment sind wir defensiv positioniert. Wir empfehlen bei Investitionen in globale Obligationen eine Absicherung der Währungsrisiken, damit der Obligationen-Charakter gewahrt bleibt. Ebenfalls empfiehlt sich ein breit diversifiziertes Obligationen-Engagement, beispielsweise via Anlagefonds.


​​


Gemeinsam wachsen.