In der Tat gibt es einige Indikatoren, welche auf einen tieferen Preisdruck hinweisen. So sind zum Beispiel die Preise für Industriemetalle deutlich tiefer als zu den Höchstständen im März. Der Preis für Kupfer hat zum Beispiel um 25 Prozent korrigiert. Auch die Energiepriese in den USA sind gesunken. Dies hat auch dazu geführt, dass sich die Preise in den USA im Juli in der Summe nicht mehr erhöht haben. Über ein Jahr gesehen sind die Preise aber um hohe 8.5 Prozent gestiegen. Im Jahresvergleich weiterhin steigende Preise kann man hingegen bei Lebensmitteln, Wohnkosten und bei Servicedienstleistungen wie Flügen beobachten. Lebensmittel sind in den USA aktuell so teuer wie seit 40 Jahren nicht mehr. Da die Preise in diesem Jahr nicht mehr mit derselben Geschwindigkeit steigen wie im letzten werden wir zukünftig weniger starke Preissteigerungen sehen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Basiseffekt.
Die Märkte haben den Inflationszahlen aus den USA viel Positives abgewinnen können. Die Markteilnehmer gehen nämlich davon aus, dass sinkende Inflationszahlen die amerikanischen Zentralbank Fed zu weniger aggressiven Zinserhöhungen und früher oder später sogar wieder zu Zinssenkungen veranlassen wird. Tiefere Zinsen sind gute Nachrichten für Investoren, denn sowohl bei den Aktien als auch bei den Obligationen führen tiefere Zinsen zu höheren Bewertungen.
Nach einem schwachen ersten Halbjahr, welches von etlichen Unsicherheiten geprägt war, fanden die Aktienkurse im Juli einen Boden. Die zuletzt publizierten Unternehmenszahlen zeigen sich weiterhin robust und auch die Ausblicke sind stabil. Dies gilt insbesondere für den US-Aktienmarkt und dort im Speziellen für die grossen Technologieunternehmen. Zu den stärksten Gewinnern zählten dabei profitable Wachstumsaktien, welche im ersten Halbjahr im Zuge der Inflationssorgen grosse Verluste erlitten. Entsprechend gehörte der US-Aktienmarkt zu den Hauptgewinnern des Monats.
Durch insgesamt besser als erwartete Quartalszahlen, aber auch die Hoffnung auf einen baldigen Höhepunkt der Inflation und damit einhergehend einer Abkehr von aggressiven Zinserhöhungen, liessen sich Investoren in den vergangenen Wochen zu Aktienzukäufen bewegen.
In Europa drosseln der Krieg in der Ukraine und die drohende Energiekrise weiterhin die Risikofreude der Investoren. Der wiederum aufflammende Konflikt um Taiwan ist eine weitere zu berücksichtigende Risikokomponente. Wir erwarten den Tiefpunkt des konjunkturellen Abschwungs in den nächsten Monaten. Für die Aktienmärkte sehen wir auch Chancen. So werden Unternehmen mit einer guten Marktstellung und einer gesunden Bilanz zu den Gewinnern zählen.