Was ist nachhaltiges Investieren?
Werden bei der Anlageentscheidung traditionelle Ansätze mit Fragen wie beispielsweise «Wie geht ein Unternehmen die Risiken des Klimawandels an?», «Wie sehen die Arbeitsbedingungen in einem Unternehmen aus?» oder «Wie verhält es sich mit der Geschäftsethik eines Unternehmens?» verknüpft, wird gemeinhin von nachhaltigem Investieren nach ESG-Kriterien gesprochen. Bereits heute sind vielfältige Investitionsmöglichkeiten mit unterschiedlichem Nachhaltigkeitsansatz und Wirkungsgrad verfügbar.
Laut einer kürzlich veröffentlichen Erhebung der Bank Vontobel geben 59% der befragten Anlegerinnen und Anleger an, nicht zu wissen, dass die Geldanlage nach einem ESG-Ansatz möglich ist. Ebenfalls führt die Studie aus, dass heute nur rund 26% der Befragten bei Spar- und Investitionsentscheidungen Nachhaltigkeitsgrundsätze befolgen. Obwohl dieser Wert noch eher tief ist, wünschen sich Anlegerinnen und Anleger mehr denn je einen solchen Ansatz. Die Berücksichtigung von nachhaltigen Prinzipien bei der Geldanlage wird sich daher immer mehr zum Mainstream entwickeln.
Was bedeuten ESG-Kriterien aus Anlagesicht?
Mit Blick auf die vergangene Wertentwicklung zeigt sich, dass die Geldanlage nach ESG-Kriterien mehr als nur ein Hygienefaktor darstellt. Unternehmen, die ein überdurchschnittliches ESG-Profil aufweisen, haben sich in den vergangenen Jahren besser entwickelt.
Während eine Investition in den breiten Weltaktienindex (MSCI World) seit 2015 eine jährliche Rendite von rund 11% hervorbrachte, lag diese für die gleiche Investition unter Berücksichtigung von strengen ESG-Kriterien (MSCI World SRI) bei über 13% pro Jahr. Das Anlagerisiko für die Betrachtungsperiode ist dabei vergleichbar. Langfristig bieten nachhaltige Aktien also ein Renditevorteil. Dieser ist allerdings abhängig vom Marktumfeld. In einem risikofreundlichen Anlageumfeld neigen ESG-Ansätze dazu ihren Vergleichsindizes hinterherzuhinken. Im Gegensatz dazu zeigen sich diese in Abwärtsmärkten beziehungsweise Krisenzeiten widerstandsfähiger. Dies ist darauf zurückführen, dass ESG-Kriterien und die Qualität eines Unternehmens miteinander zusammenhängen. Unternehmen, die ESG-Risiken besonders gut managen, weisen in der Regel stärkere Bilanzen auf und wissen durch hohe Profitabilität zu überzeugen.
Was bewirken Anlagen nach ESG-Kriterien?
Dass Investorinnen und Investoren eine wichtige Rolle zur Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen, Korruptionsbekämpfung, Befolgung von Umwelt-Standards und weiteren ESG-Prinzipien zuteil wird, zeigt das Beispiel von Novartis. Als das Schweizer Pharmaunternehmen infolge mehrerer Korruptionsfälle in Griechenland und den USA vom bedeutendsten Anbieter von ESG-Daten (MSCI) einen sogenannten «Red Flag» erhielt, durften zahlreiche nachhaltige Anlagefonds und institutionelle Anleger nicht mehr in die Aktie des Unternehmens investieren. Im aktiven Dialog (Engagement) hat Novartis erforderliche Massnahmen, wie eine stärkere Compliance und neue Ethikstandards ergriffen, um künftiges Fehlverhalten zu unterbinden. Dies führte dazu, dass MSCI den «Red Flag» jüngst auf- und das ESG-Rating von Novartis angehoben hat.
Fazit
Nachhaltigkeit stellt nicht nur eine gesellschaftliche Debatte dar, sondern ist auch an den Finanzmärkten angekommen. Bei der nachhaltigen Geldanlage bietet sich die Möglichkeit, ökologische, soziale und Governance-Prinzipien zu verfolgen und gleichzeitig die Anlagerendite zu steigern. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache müssen sich Anlegerinnen und Anlegern nicht fragen, ob die Geldanlage nach ESG-Kriterien erfolgen soll, sondern vielmehr «Wieso nicht?».
Wie die Graubündner Kantonalbank Nachhaltigkeit in ihre Anlagephilosophie integriert, lesen Sie in unserem Beitrag «Nachhaltigkeit im Anlagegeschäft».