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Präsidentschaftswahlen und Rekordkurse – wie wild wird der Oktober?

Datum: 07.10.2024 

​Die Anlage-Experten der Graubündner Kantonalbank informieren im GKB Anlage-Fokus wöchentlich über das aktuelle Finanzgeschehen. Gemeinsam mit Jens Korte werfen wir einen Blick auf die Wallstreet.

«Wenn die Inflationsdaten in den USA weiter rückläufig sind, sehen wir weiterhin gute Chancen für steigende Aktienkurse – trotz normalerweise turbulentem Oktober.»

 

In einem knappen Monat stehen in den USA die Präsidentschaftswahlen an. Währenddessen sind diverse Aktienindizes schon wieder auf Rekordkurs. Der Zinswende sei Dank. Jens Korte, wie sieht die aktuelle Lage in den USA aus und gelingt das Softlanding?

Die wirtschaftliche Lage in den USA sieht auf dem Papier fast glänzend aus: Die neuen Zahlen vom amerikanischen Arbeitsmarkt zeigen, dass allein im September 254'000 neue Stellen geschaffen wurden. Das sind über 100'000 Stellen mehr als erwartet. Zuletzt hatten wir im März einen so starken Zuwachs am Arbeitsmarkt. Und auch die Zahlen für August und Juli wurden nachträglich um rund 70.000 Stellen nach oben korrigiert. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt sieht also grundsätzlich gut aus. Wenn wir auf die Wirtschaft schauen, sehen wir für das zweite Quartal ein Wachstum von 3 Prozent. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass dieses Wachstum auch im abgelaufenen dritten Quartal gehalten werden konnte – sehr gute Prognosen also. Ob es zu einem Softlanding kommt, ist schwer zu sagen. Eine Rezession können wir für dieses Jahr definitiv ausschliessen. Mit Prognosen für das kommende Jahr bin ich noch etwas zurückhaltend.

 

Der Oktober gilt als besonders turbulenter Börsenmonat. Wie ist die Stimmung aktuell an der Wall Street?

Man kann durchaus sagen, dass die Sonne über der Wall Street lacht. Die Stimmung ist grundsätzlich gut. Zuletzt wurden einige Rekorde aufgestellt, auch wenn der S&P 500, der Dow Jones und der Nasdaq Composite ihre alten Höchststände noch nicht wieder erreicht haben. Der September gilt traditionell als der schwächste Börsenmonat des Jahres. Doch in diesem Jahr ging es ausnahmsweise auch im September aufwärts. Für den S&P 500 war es sogar der beste September seit rund zehn Jahren. Die Börse bekommt derzeit im Prinzip alles, was sie sich wünscht. Zum einen ist eine Rezession derzeit kein Thema. Auf der anderen Seite hat die US-Notenbank immerhin begonnen, die Zinsen zu senken. Wirtschaftswachstum und billiges Geld sind Idealbedingungen für die Börse, und so stiegen die Kurse. Doch der Oktober, der traditionell als turbulentester Börsenmonat gilt, ist noch nicht vorbei.

 

Der Endspurt für die Wahlen in den USA ist voll im Gange. Spürt man den Countdown auch an den Börsen?

Die Geschichte zeigt, dass vor allem in den letzten zwei Monaten vor einer Präsidentschaftswahl mit schwierigeren Börsenphasen zu rechnen ist, da in diesem Zeitraum die Unsicherheit am grössten ist. Es überrascht mich, dass dies in diesem Jahr bisher nicht der Fall zu sein scheint. Obwohl die Politik auch auf dem Parkett der New Yorker Börse ein Thema ist, hat sich das bisher erstaunlich wenig auf die Kurse ausgewirkt. Möglicherweise liegt das daran, dass die Börse auch nach den Wahlen mit einem gespaltenen Kongress rechnet – egal ob Kamala Harris oder Donald Trump die Wahl gewinnt. Ohne absolute Mehrheit wird es für beide schwierig, ihre Pläne im Bereich Steuern oder für höhere Zölle umzusetzen. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Ökonomen im Hinblick auf eine mögliche Wahl von Donald Trump etwas nervös sind: Es wird befürchtet, dass er mit seiner ausgeprägten Zollpolitik erneut inflationäre Tendenzen in den USA auslösen könnte.

 

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