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«Preiserhöhungen lassen die Gewinne sprudeln»

Datum: 06.11.2023 

​​Die Anlage-Experten der Graubündner Kantonalbank informieren im GKB Anlage-Fokus wöchentlich über das aktuelle Finanzgeschehen. Gemeinsam mit Jens Korte werfen wir in dieser Ausgabe einen Blick auf die Wallstreet.

Die Aktienmärkte haben in der ersten Novemberwoche reüssiert. Jens Korte, zeigt sich dies auch anhand der Stimmung an der Börse?
Die Laune an der Wall Street hat sich stark/deutlich verbessert. Der Dow-Jones-Index ist in der ersten Novemberwoche um rund 5.5 Prozent gestiegen. Noch besser lief der Dow-Jones-Composite. Dieser Index setzt sich vor allem aus Tech-Titeln zusammen und hat in der letzten Woche gar um 6.5 Prozent zugelegt. Unter anderem hat die jüngste Sitzung der US-Notenbank den Kursen an der Wall Street Aufwind verliehen. Es scheint, als seien die Investoren mehr und mehr der Ansicht, dass es keine weiteren Zinserhöhungen mehr geben wird.

Ein Indiz dafür ist der Anleihenmarkt, dort ist der Druck auf die Renditen deutlich zurückgegangen: Vor etwa zwei Wochen lagen die 10-jährigen US-Staatsanleihen noch bei über 5 Prozent, zurzeit notieren die Renditen nur noch bei 4.5 Prozent. Das ist ein klares Zeichen für eine Entspannung an den Märkten. Und normalerweise, wie jetzt passiert, treiben fallende Renditen bei den Anleihen die Aktienkurse nach oben.


Kann man also davon ausgehen, dass die Zeiten der steigenden Zinsen nun vorbei sind?
Ob diese Euphorie in Bezug auf die Geldpolitik gerechtfertigt ist, wissen wir noch nicht. Der letzte Zinsentscheid der US-Notenbank in diesem Jahr steht im Dezember auf dem Programm. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen angehoben werden, ist mittlerweile auf 10 Prozent gefallen, dies zeigt der Konsens unter den Analysten.

Die neusten Zahlen zum amerikanischen Arbeitsmarkt wurden letzten Freitag veröffentlicht, sie zeigen einen Zuwachs von 150'000 neuen Stellen. Das ist zwar solide, aber gleichzeitig auch weniger als von den Analysten erwartet. Zudem war der Anstieg der neuen Stellen im Oktober nur noch halb so gross wie jener im September; die US-Wirtschaft kühlt sich also tendenziell ab. Diese Abkühlung ist von der Notenbank beabsichtigt, allerdings wird sie sich davor hüten, die Wirtschaft nun mit erneuten Zinserhöhungen noch stärker abzuschwächen, oder gar in die Rezession zu treiben.


Es steht eine grosse Auktion von US-Staatsanleihen an. Wie begehrt sind die Schuldscheine der US-Regierung?
Wir sehen zwar eine Entspannung an den Märkten, nicht zuletzt dank des Notenbankentscheids von letzter Woche. Allerdings heisst dies nicht, dass die Anleger sich nun fast kopflos auf die neuen Schuldscheine der US-Regierung stürzen würden. Im Gegenteil, es wurde bekannt, dass die Auktion verkleinert wurde, also weniger US-Staatsanleihen neu auf den Markt kommen, als ursprünglich geplant.


Die Berichtssaison ist so gut wie abgeschlossen. Wie fällt ihr Fazit zur Berichtssaison zum dritten Quartal aus?
Die Kurse an der Wall Street bemessen sich nicht zuletzt am Kurs-Gewinn-Verhältnis und dafür waren die Quartalszahlen besonders wichtig. Die US-Unternehmen des S&P 500 haben nach durchschnittlich sinkenden Gewinnen in den letzten drei Quartalen nun wieder den Sprung zurück ins Gewinnwachstum geschafft. Interessant hierbei: Viele US-Firmen, vor allem aus dem Bereich der Nahrungsmittelindustrie, haben ihre Gewinnerwartungen nur übertroffen, weil sie die Preise sehr stark erhöht haben. Procter & Gamble, Pepsi, Coca Cola oder auch McDonald's haben ihre Preise überdurchschnittlich stark erhöht. Diese Preiserhöhungen belasten direkt das Portemonnaie der Konsumentinnen und Konsumenten und sie sind nicht zuletzt auch ein Treiber für die Inflation. Trotzdem, das Fazit zur Berichtssaison fällt positiv aus und vielleicht ist dies der Startschuss für eine veritable Endjahresrally an der Börse.

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