«Bisher konnten rund 70 Prozent der Unternehmen die Erwartungen der Analysten übertreffen.»
Trotz allem haben die Aktienkurse in den letzten vier Wochen an Wert zugelegt. Die Erklärung dafür liegt in den Erwartungen der Analysten und der Marktteilnehmer an die Unternehmen. Die Erwartungen fielen aufgrund der zahlreichen Unsicherheiten wie dem Krieg in der Ukraine, der Energiekrise oder auch den Corona-Lockdowns in China sehr tief aus. Dies wirkte sich bereits im Vorfeld negativ auf die Aktienkurse aus. Die sehr tiefen Erwartungen konnten in der laufenden Berichtssaison von den Unternehmen mehrheitlich übertroffen werden, was bei den jeweiligen Aktien zu einer Kurserholung führte. Bisher konnten rund 70 Prozent der Unternehmen die Erwartungen der Analysten übertreffen.
Schaut man sich die einzelnen Sektoren genauer an, so sind deutliche Unterschiede zu erkennen. Unternehmen aus defensiven Sektoren, wie beispielsweise dem Basiskonsum oder dem Gesundheitswesen, konnten die Erwartungen deutlich übertreffen. Enttäuschende Zahlen präsentierten hingegen Unternehmen aus den Bereichen Rohstoffe und Industrie. Dies insbesondere aufgrund der geringeren Nachfrage nach Industriemetallen sowie höheren Energiepreisen. Innerhalb der Sektoren gibt es Ausreisser zu beobachten. So zum Beispiel Meta Plattforms - ehemals Facebook - aus dem Kommunikationssektor. Das Unternehmen hat mit den publizierten Zahlen enttäuscht, was dazu geführt hat, dass der Aktienkurs um mehr als 20 Prozent nachgegeben hat. Damit haben sich im laufenden Jahr mehr als 700 Mrd. US-Dollar Marktkapitalisierung in Luft aufgelöst. Zum Vergleich: dies entspricht ziemlich genau dem gesamten Bruttoinlandprodukt der Schweiz während eines Jahres. Aber auch Unternehmen mit guten Gewinnzahlen, wie beispielweise Amazon verzeichneten zweistellige Abgaben. Der Onlineversandhändler enttäuschte mit dem Ausblick für das kommende Weihnachtsgeschäft. Die Reaktion der Aktienkurse fällt in diesem Quartal sehr unterschiedlich aus, was zeigt, dass die Marktteilnehmerinnen und -teilnehmer bei der Aktienauswahl selektiver vorgehen.
Ist dies nun der Start für eine Jahresendrally? Eine abschliessende Antwort hierzu können wir nicht geben. Es ist durchaus möglich, dass wir in den wenigen Handelswochen bis Ende Jahr noch eine Kurserholung sehen werden. Eine Jahresendrally wäre seitens Anlegerinnen und Anleger zu begrüssen, könnten doch die im laufenden Jahr verzeichneten Verluste etwas gemildert werden. Auf der anderen Seite könnte eine Kurserholung an den Märkten zu einem falschen Signal führen und den Konsum weiter anheizen, was die Inflation wiederum befeuern und die Zentralbanken zu weiteren Zinsschritten zwingen würde. Aufgrund der nach wie vor hohen Unsicherheiten in Bezug auf die Entwicklung der Inflation, der Zinsen und dem wirtschaftlichen Umfeld bleiben wir vorsichtig positioniert.
