GKB Chur

US-Zolloffensive sorgt für Verwerfungen.

Datum: 08.04.2025 
Autor: Daniel Lüchinger

​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​US-Präsident Donald Trump hat durch die Ausrufung des nationalen Notstandes diverse neue Zölle auf Importe verhängt. ​Die Finanzmärkte reagierten mit starken Verlusten auf die Eskalation im Handelsstreit. ​​​​​​

​US-Präsident Donald Trump hat durch die Ausrufung des nationalen Notstands diverse neue Zölle auf Importe verhängt. Ab dem 5. April gilt ein pauschaler Zollsatz von 10 Prozent für alle Länder. Gewisse Handelspartner, deren Zölle oder Handelsbarrieren die US-Regierung als überhöht einstuft, trifft es noch härter. Präsident Trumps länderspezifische Gegenzölle übertreffen die Erwartungen und erreichen einen importgewichteten Durchschnitt von gegen 25 Prozent – den höchsten Wert seit mehr als 100 Jahren. Das heisst, pro "importiertem Dollar" fallen 25 Cent an Zöllen an. Der US-Präsident lud zwar zu Handelsgesprächen ein, knüpfte diese jedoch an Bedingungen wie niedrigere Zölle, den Abbau von Handelshemmnissen oder zusätzliche Investitionen in den USA. 


​Die Schweiz wird mit einem Sonderzoll von 31 Prozent belegt, wobei es aktuell noch Ausnahmen für Pharmaprodukte gibt. Grundsätzlich sind alle Zölle für die exportorientierte Schweiz problematisch, insbesondere die Bereiche Maschinen, Pharma sowie Präzisionsinstrumente sind stark vom US-Markt abhängig. Trumps Zölle stellen eine erhebliche Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft dar, mit potenziellen Auswirkungen auf Exporte, Inflation und Wirtschaftswachstum. Die Schweiz wird versuchen, über diplomatische Kanäle eine Reduzierung der Zölle zu erreichen. Die SNB wird die Entwicklungen genau beobachten und gegebenenfalls Massnahmen ergreifen. Nach den neuesten Entwicklungen rechnen Marktteilnehmende nun mit einer etwas höheren Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung der SNB in diesem Jahr. Der Bundesrat kommunizierte vorerst, keine unmittelbaren Gegenmassnahmen einzuleiten. Eine Zunahme der handelspolitischen Spannungen liegt nicht im Interesse der Schweiz.

Die Finanzmärkte reagierten mit starken Verlusten auf die Eskalation im Handelsstreit. Auffällig war, dass die globalen Börsen durchs Band deutlich an Wert einbüssten. Neben Aktien korrigierten auch Realwerte wie Gold und der US-Dollar verlor deutlich an Wert. Gleichzeitig sind auch die US-Zinsen gesunken, was zu einem Preisanstieg bestehender Obligationen führte. Dies deutet auf erhöhte Risiken einer starken Wirtschaftsabschwächung in den USA hin. Generell überwiegt aktuell die Angst vor einer Wachstumsabschwächung die Inflationssorgen. 

Seit letztem Freitag kamen nun zum Wochenbeginn auch Schweizer Aktien stark unter Druck – insbesondere Pharmatitel. Gewinnmitnahmen fanden über alle Sektoren hinweg statt. Die Aktienmärkte in Asien, der Schweiz und Europa schliessen am Montag deutlich im Minus. Die US-Aktienmärkte erholen sich nach starken Schwankungen im späten Handelsverlauf etwas.

GKB Einschätzung.
Eine globale Rezession ist nicht unser Basisszenario. Die Unsicherheiten werden jedoch noch einige Zeit bestehen bleiben und auch in den nächsten Wochen für eine erhöhte Volatilität sorgen. Da den Märkten aktuell das Vertrauen fehlt, benötigen sie kurzfristig wahrscheinlich zusätzliche Belege für eine Stabilisierung. Es zeigt sich bereits, dass einige von Trumps Verbündeten nervös werden. Elon Musk sprach sich für eine Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika aus. Ausserdem planen republikanische Senatoren angeführt von Schwergewichten wie Chuck Grassley und Mitch McConnell eine politische Revolte gegen Trump. Sie wollen per Gesetz erzwingen, dass Zollentscheidungen künftig nur noch mit Zustimmung des Kongresses möglich sind​. Die Notenbanken zeigen sich vorerst abwartend – insbesondere die US-Notenbank Fed möchte mehr Klarheit betreffend der konjunkturellen Entwicklung. Wir gehen davon aus, dass die Schweiz hier weniger zögerlich agieren wird, da der Inflationsdruck nach unten stark zunimmt.

Wir erwarten, dass die letztlichen Zölle basierend auf Verhandlungen tiefer ausfallen werden als angekündigt. Zahlreiche Schätzungen deuten darauf hin, dass sie schliesslich zwischen 15 und 20 Prozent zu liegen kommen werden. Klar ist, dass sich auch tiefere Zölle negativ auf Wirtschaftswachstum und Unternehmensgewinne auswirken werden. 

Aktuell fehlen uns noch Impulse für einen nachhaltigen Wendepunkt im Handelskonflikt und damit auch an den Aktienmärkten. Ein gemeinsamer Nenner zwischen den Verhandlungsparteien ist gegenwärtig nicht sichtbar. Wir analysieren und beurteilen die Lage laufend – einerseits aus Sicht Risikomanagement, andererseits auch mit Blick auf Opportunitäten, die sich ergeben. In der aktuell undurchsichtigen Situation erachten wir Aktienverkäufe nicht als zielführend. Zudem halten wir an unserem Investment an Minimum Volatility-Aktien fest, US-Aktien wurden kürzlich reduziert. 

In turbulenten Phasen zahlt es sich aus, ruhig zu bleiben und an der eigenen Anlagestrategie festzuhalten. Diversifikation ist entscheidend, um von den globalen Chancen zu profitieren und gleichzeitig Risiken zu minimieren.

Gemeinsam wachsen.