GKB Hauptsitz

US-Arbeitsmarkt: Von Schwäche keine Spur.

Datum: 06.02.2024 

​​​​​​​​​​Die Anlage-Experten der Graubündner Kantonalbank informieren im GKB Anlage-Fokus wöchentlich über das aktuelle Finanzgeschehen. Gemeinsam mit Jens Korte werfen wir in dieser Ausgabe einen Blick auf die Wallstreet.


Jens Korte, alle grossen Technologie Unternehmen haben ihre Jahreszahlen präsentiert, welche Bilanz ziehen sie?

Die Big-Tech-Firmen haben mehrheitlich gute Quartalszahlen geliefert. Einzig Tesla hat enttäuscht, aber nicht primär wegen der Geschäftszahlen, sondern weil die Aussichten verhalten ausgefallen sind. Das wurde  an der Wall Street mit kräftigen Kursverlusten quittiert. Ansonsten sind die Aktien von Big Tech in den letzten Monaten stark gestiegen, und das nicht zu Unrecht, wie die Quartalszahlen von Alphabet, Meta, Microsoft oder Apple zeigen. Apple zum Beispiel hat alleine im letzten Quartal 2023 einen Umsatz von beinahe 120 Milliarden Dollar erzielt, davon blieb ein Gewinn von knapp 34 Milliarden Dollar.



Eine starke Reaktion hat es bei der Facebook Muttergesellschaft Meta gegeben. Wie ist der Turnaround gelungen?

Meta hat mit Sicherheit eine gesonderte Erwähnung verdient. Das Unternehmen hatte grosse Schwierigkeiten, vor allem weil die jüngeren Generationen Facebook links liegen lassen. Deshalb auch die Investitionen in das Metaversum, also in eine digitale Parallelwelt mit dem Ziel, das Internet in den dreidimensionalen Raum hineinzubringen. Doch diese Idee funktioniert bis heute nicht, hat aber Unsummen von Investitionen verschlungen. Die Aktie war vor knapp zwei Jahren auf 90 Dollar heruntergebrochen. Danach folgte 2023 das Jahr der Effizienzsteigerungsprogramme mit einer drastischen Reduktion der Belegschaft; Meta hat binnen eines Jahres rund 20’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgebaut. Nun, so scheint es, ist Meta zurück: Das Geschäft mit digitaler Werbung auf den eigenen Plattformen Facebook und Instagram hat dem Konzern zu einem Rekordgewinn verholfen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens wird eine Dividende ausbezahlt, auch das dürfte den Höhenflug der Meta Aktie kräftig befeuert haben.


Nicht nur bei Meta, auch bei anderen Technologiefirmen ist es im letzten Jahr zu Entlassungen gekommen. Der Arbeitsmarkt wächst aber nach wie vor, wie passt dies zusammen?

Das ist tatsächlich eine verrückte Situation. Wir sehen Anzeichen für einen schwächelnden Arbeitsmarkt, zahlreiche Unternehmen haben Entlassungen angekündigt; so zum Beispiel Microsoft, der Jeans-Hersteller Levi's oder Zoom-Video. Die Citigrouphatte schon vor einigen Wochen angekündigt, 20’000 Jobs zu streichen. Mitte vergangener Woche zeigten Daten aus der Privatwirtschaft ein Wachstum von 100’000 neuen Jobs, das war deutlich weniger als erwartet. Und dann kurz vor dem Wochenende auf einmal diese Überraschung: Laut Arbeitsministerium wurden im Januar über 350’000 neue Stellen geschaffen, fast doppelt so viele, wie die Analystinnen und Analysten erwartet hatten. Trotz der guten Beschäftigungszahlen ist die Stimmung nicht nur rosig, viele meiner Freunde hier in New York sagen, dass es nicht mehr so einfach ist, eine neue Stelle zu bekommen, wie das noch vor einem halben Jahr der Fall war. 

Aber eines ist klar, bei einer solch guten Lage auf dem Arbeitsmarkt wird es bis im Sommer mit grosser Sicherheit keine Zinssenkungen in den USA geben.




Gemeinsam wachsen.