Auch in den USA haben die Börsen zuletzt wieder mit neuen Rekorden geliebäugelt. Doch über den US-Konsumenten ziehen erste kleine Wolken auf.
An den globalen Aktienmärkten ist der Start in den Mai geglückt. Trotzdem gibt es Anzeichen für eine wirtschaftliche Verlangsamung in den USA. Welche sind das?
Nachdem der Hype um die künstliche Intelligenz zwischenzeitlich etwas abgeflaut war und Technologie-Aktien unter Druck gesetzt hatte, läuft es nun wieder gut an der Wall Street. Inzwischen hat der Dow Jones Index die Marke von 40'000 Punkten wieder angepeilt. Trotzdem gibt es Anzeichen dafür, dass die amerikanischen Konsumentinnen und Konsumenten beginnen, den Gürtel enger zu schnallen. Dies auch, weil die Covid-Hilfsgelder langsam aufgebraucht sind.
Rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung kommen in den USA über die Nachfrage im eigenen Land zustande. Falls der Konsum bröckelt, könnte das die Wirtschaft belasten.
Gibt es konkrete Beispiele aus dem Konsumgüter-Sektor?
Die «Fast Food»-Preise sind in den letzten drei, vier Jahren um rund 30 Prozent angestiegen. Auch Lebensmittel in Supermärkten sind rund 25 Prozent teurer geworden. Dies führt dazu, dass sogar Konsumenten und Konsumentinnen, die grossen Wert auf Marken gelegt haben, nicht mehr so markentreu sind wie in den letzten Jahrzehnten. Hier kommen Eigenmarken von Supermärkten ins Spiel, was wiederum die Konsumgüter-Konzerne belastet. Diese haben die Preise in den vergangenen Jahren überproportional angehoben – jetzt scheint das Pendel in die andere Richtung umzuschlagen.
So hat Starbucks eher magere Quartalszahlen gemeldet. Die Zahl der Besuchenden ist so stark zurückgegangen wie seit 2010 nicht mehr. Auch Beyond Meat, das auf Fleischersatz-Produkte spezialisierte Unternehmen, konnte mit den Quartalszahlen nicht überzeugen. Der Aktienkurs ist mittlerweile auf 7 US-Dollar gefallen – vor 2.5 Jahren lag er noch bei 150 US-Dollar. An diesen Beispielen sieht man, dass Amerikanerinnen und Amerikaner vorsichtiger mit ihrem Geld umgehen.
An der Börse sieht es gut aus. Wie schätzen sie die aktuelle Lage an der Wall Street ein?
An der Wall Street ist es nicht ganz so einfach. Grundsätzlich hoffen wir auf Zinssenkungen. Voraussichtlich werden die Zinsen aber nur gesenkt, wenn sich der amerikanische Arbeitsmarkt, respektive die gesamte Wirtschaft, abschwächt. Und dies führt dazu, dass die amerikanischen Konsumentinnen und Konsumenten den Gürtel wohl noch enger schnallen werden.
Notenbankchef Jerome Powell äusserte sich positiv. Er sieht weder eine stagnierende Wirtschaft noch stark anziehenden Preise. Wann die Zinsen in den USA gesenkt werden, bleibt aber noch offen. Und ob die Wirtschaft dann tatsächlich ein «Soft Landing» hinbekommt, ebenso.