Einer Studie des Finanzinformationsunternehmens Morningstar zufolge beträgt die durchschnittliche jährliche
Anlagerendite über 10 Jahre 8,5 Prozent – die
Anlegerrendite hingegen liegt bei knapp 5 Prozent. Woher kommt dieser deutliche Unterschied? Die Rendite, welche eine Anlage bietet, kommt aufgrund emotionaler Verhaltensfehler, ungenügender Diversifikation und Markttiming nicht vollständig beim Anleger an. Emotionen sind zwar ein fester und wichtiger Bestandteil unseres Lebens – doch im hektischen Treiben der Finanzmärkte können irrationale Entscheide den Anlageerfolg gefährden. Eine mangelhafte Diversifikation im Portfolio, entstanden durch das Investieren in einige wenige Titel, Regionen oder Sektoren, erhöht das Portfoliorisiko und kann die langfristige Rendite vermindern. Auch der Versuch, mit häufigen Transaktionen dem Markt einen Schritt voraus zu sein, geht meistens schief. Denn Markttiming kostet Geld (und Nerven): Den besten Zeitpunkt beim Ein- und Ausstieg zu erwischen, funktioniert nur in sehr seltenen Fällen. Systematisches Investieren hingegen trägt dazu bei, unüberlegte Anlageentscheidungen zu vermeiden und negative Timing-Effekte zu reduzieren.
Doch weshalb fällt uns systematisches Investieren so schwer? Ein Grund ist der «Verlustschmerz» – denn Kursverluste schmerzen mehr, als dass uns positive Renditen in gleichem Umfang Freude bereiten. Das Phänomen ist in der Wirtschaftspsychologie bekannt als Verlustaversion. Sie hält Anlegerinnen und Anleger aus Angst vor finanziellen Verlusten beispielsweise davon ab, ihr Geld überhaupt zu investieren. Paradoxerweise wird über einen längeren Zeithorizont durch das «Nicht-investiert-sein» mehr Kaufkraft verloren, als mit einem Investment verloren gehen würde. Die Verlustaversion zeigt sich auch bei erfahrenen Anlegerinnen und Anlegern: Sie tun sich nämlich schwer damit, ihre Aktien mit einer negativen Rendite wieder zu verkaufen. Bis zum Verkauf eines Titels sind Verluste nur buchhalterischer Natur. Anstatt einen kleinen Verlust zu realisieren, wird oftmals abgewartet, bis der Titel mindestens wieder den Einstandspreis erreicht hat (Ankereffekt), oder es werden sogar nochmals Positionen hinzugekauft, um den Einstandspreis zu drücken.
«Wir verkaufen Gewinner zu früh und halten zu lange an Verlierern fest.»
Folgende Fragen helfen in der Entscheidungsfindung: Weshalb habe ich die Aktie gekauft? Was sind die Gründe, für die negative Entwicklung? Wie sehen die Zukunftsaussichten des Unternehmens heute aus? Würde ich die Aktie jetzt kaufen, wenn ich sie noch nicht im Portfolio hätte? Zusammenfassend lässt sich festhalten: Wir verkaufen Gewinner zu früh und halten zu lange an Verlierertiteln fest. Eine systematische Anlagestrategie mit einer disziplinierten Umsetzung hilft dagegen. Zudem können Gelder gestaffelt angelegt werden, um Marktschwankungen besser zu ertragen. In einem diversifizierten Aktienportfolio gibt es immer Gewinner und Verlierer – etwas mehr als die Hälfte der Aktien sollte eine positive Rendite aufweisen und die Streuung der positiven Renditen nach oben sollte wesentlich höher sein als die Streuung der negativen Renditen nach unten. Eine sorgfältige Analyse der eigenen Investitionen und ein systematischer Ansatz führen zu besseren Entscheidungen.