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Wirtschaftsausblick für die Schweiz bleibt herausfordernd

«Die Inflationsrate in der Schweiz dürfte im Herbst wieder leicht ansteigen.»

Datum: 26.06.2023 
Autor: Roman Bättig

​Die Inflationsrate zeigt in der Schweiz derzeit steil nach unten. Die Gesamtinflation ist im Mai auf 2.2 Prozent und die Kerninflation 1.9 Prozent gefallen. Somit ist die Inflationsrate innerhalb von drei Monaten um einen Drittel zurückgegangen. Haupttreiber für diese Entwicklung sind die Energiepreise, welche für mehr als die Hälfte des Rückgangs im Mai verantwortlich waren.

Ein weiteres positives Zeichen für die SNB ist, dass sich die Dienstleistungsinflation jüngst leicht rückläufig entwickelt hat. Wegen des Auslaufens des Basiseffekts bei den Energiepreisen gehen wir davon aus, dass die Inflation in der kurzen Frist weiter sinken wird. Ab Herbst könnte diese allerdings wieder leicht ansteigen. Dann wird sich der Effekt des Anstiegs des Referenzzinssatzes in der Teuerung niederschlagen.

Im Kampf gegen die Inflation erhöhte die Schweizerische Nationalbank (SNB) vergangene Woche den Leitzins an der vierteljährlichen Lagebeurteilung wie erwartet um 25 Basispunkte und verringerte damit das Tempo bei den Leitzinserhöhungen. Neben der Anhebung des Leitzinses senkte die SNB auch ihre bedingte Inflationsprognose für dieses Jahr deutlich von 2.6 auf 2.2 Prozent. Dennoch hob die SNB ihre Inflationsprognose für das nächste Jahr von 2.0 auf 2.2 Prozent und für 2025 von 2.0 auf 2.1 Prozent leicht an. Dies deutet darauf hin, dass sich die Notenbank mehr Sorgen um die mittelfristigen Inflationsaussichten macht als zuvor. Anhaltende Zweitrundeneffekte, höhere Strompreise und Mieten sowie der Inflationsdruck aus dem Ausland sorgen derweil für Unsicherheit. Klar ist, dass sich der Zinserhöhungszyklus auch in der Schweiz seinem Ende nähert. Die Ansicht von SNB-Chef Thomas Jordan, wonach der neutrale Zinssatz in der Schweiz bei etwa zwei Prozent liegt, stützt dies. Wir erwarten deshalb von der SNB im September einen finalen Zinsschritt von 25 Basispunkten.

 

 


Die Schweizer Wirtschaft ist im ersten Quartal 2023 um 0.3 Prozent gewachsen. Dies ist vor allem auf eine robuste Binnennachfrage zurückzuführen, welche eine Abschwächung des Aussenhandels mehr als ausglich. Im aktuellen Umfeld scheint sich die Schweizer Wirtschaft jedoch abzuschwächen. Die Auswirkungen der Zinserhöhungen auf die Realwirtschaft werden sich mehr und mehr zeigen. So ist beispielsweise das KOF-Konjunkturbarometer im zweiten Quartal stark gefallen. Weitere Vorlaufindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes signalisieren ebenfalls eine wirtschaftliche Abschwächung. Dies wird die Inflation zusätzlich dämpfen. Auch das Exportwachstum dürfte sich abschwächen. Dies weil sich die Eurozone mittlerweile in einer technischen Rezession befindet. Wir erwarten in der Schweiz im laufenden Jahr allerdings keine Rezession. Die Schweizer Wirtschaft wird 2023 und 2024 aber unter Trend wachsen. Für 2025 erwarten wir die Rückkehr zu einem stärkeren Wachstum, da der Inflationsdruck nachlassen wird und sich die Weltwirtschaft erholt.

Der globale wirtschaftliche Ausblick bleibt unserer Meinung nach herausfordernd. Wegen der restriktiven Geldpolitik der Notenbanken, der hartnäckigen Inflation sowie der Verschärfung bei den Kreditkonditionen erwarten wir in den kommenden Monaten unverändert einen wirtschaftlichen Abschwung.

 

Roman Bättig, Head Macro Research bei der Graubündner Kantonalbank

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