«In der Vorbereitung auf eine Korrektur haben Nicht-Anleger mehr Geld verloren als in der Korrektur selbst.»
Soll ich oder soll ich nicht? Die Frage nach dem richtigen Anlage-Timing stellt sich uns Anlegenden immer wieder. Jetzt einstiegen oder doch auf einen Rückschlag warten? Aktien nahe an ihren Höchstständen, der Konflikt zwischen Israel und dem Iran sowie eine hartnäckige Inflation in den USA – in Zeiten von steigender globaler Unsicherheit und geopolitischen Turbulenzen steht jede Anlegerin und jeder Anleger vor der Herausforderung, kluge Investitionsentscheidungen zu treffen.
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist zwar kein Indikator für die Zukunft. Doch wie schon Mark Twain gewusst hat: Die Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber sie reimt sich. Deshalb werfen wir einen Blick zurück auf die Performance von zwei verschiedenen Strategien anhand von Aktien aus den USA seit 1970.
Die erste Strategie kauft immer dann Aktien, wenn die Kurse nicht mehr als 5 Prozent höher sind als die Tiefststände der letzten zwölf Monate und verkauft die Aktien wieder, sobald der Kurs in die Nähe des Höchststandes der letzten zwölf Monate steigt. Hier handelt es sich um eine sogenannte «Buy Low, Sell High»-Strategie. In der Vergangenheit hätte man damit 1.5 Prozent Rendite pro Jahr erzielt.
Im Vergleich dazu haben wir eine «Buy and Hold»-Strategie. Das heisst, einmal Aktien kaufen und dann daran festhalten. Hier hätten wir eine Rendite von über 11 Prozent pro Jahr erreicht.
Dieser Performanceunterschied erklärt sich so: Einerseits ist man mit der ersten Strategie nur selten überhaupt investiert, nämlich nur in weniger als 15 Prozent der Fälle. Noch wichtiger: Die Aktienmärkte steigen in der Tendenz an – besonders ausgeprägt nach Höchstständen. 20 Wochen nach einem neuen Höchststand eines Indizes ist er mit grosser Wahrscheinlichkeit weiter angestiegen.
Die Rendite nach einem neuen Höchststand ist auch häufiger positiv als in anderen Phasen. Entsprechend folgt auf einen Allzeithöchststand meist ein neuer Allzeithöchststand. Auf der Spitze ist also die Aussicht auf Rendite am besten – auch wenn dies gegen unsere Intuition geht. Also besser: "Buy High", "Sell Higher". Viele Anleger wollen den bestmöglichen Einstiegszeitpunkt treffen, was aber so gut wie unmöglich ist. Diese Eigenschaft führt dazu, dass in der Vorbereitung auf die nächste grosse Aktienmarktkorrektur deutlich mehr Geld verloren wird als in der Krise selbst. Wenn die Anlagestrategie auch noch gut diversifiziert umgesetzt wird, fällt die Korrektur in der Krise selbst ebenfalls weniger stark aus.
Auch wenn es verheissungsvoll erscheinen mag, auf die nächste grosse Korrektur zu warten, zeigt unsere Erfahrung das Gegenteil: Beim Warten auf die nächste grosse Aktienmarktkorrektur wird deutlich mehr Geld nicht erwirtschaftet, als in der Krise selbst verloren wird. Deshalb werden eine langfristige Perspektive und Geduld langfristig oft belohnt. «Time in the Market» ist also wichtiger als «Timing the Market». Anlegen lohnt sich, am besten so früh wie möglich. Denn je länger man investiert ist, desto besser sind auch die Gewinnaussichten.