Was würden Sie eher kaufen? Produkt A, das als 90 Prozent zuckerfrei beworben wird oder Produkt B, welches mit 10 Prozent Zuckeranteil beworben wird. Der sogenannte Framing-Effekt tritt immer dann auf, wenn wir Entscheidungen auf der Grundlage der Art und Weise treffen, wie uns Informationen präsentiert werden. Obwohl die Information zu den beiden Produkten objektiv identisch ist, greifen wir eher zu Produkt A. Dies liegt daran, dass die erste Beschreibung den positiven und die zweite Beschreibung den negativen Aspekt hervorhebt. Wie wir eine Information einschätzen, wird also stark dadurch beeinflusst, wie sie uns präsentiert wird.
«Eine schöne Verpackung macht noch keine gute Investition.»
Der Framing-Effekt begegnet uns aber nicht nur im Supermarkt. Auch in der Finanzwirtschaft wird rege davon Gebrauch gemacht. Weil Framing-Effekte einen grossen Einfluss auf Rendite- und Risikowahrnehmung sowie das darauffolgende Entscheidungsverhalten haben, werden sie bewusst angewendet. Anlegerinnen und Anleger bevorzugen Investitionen, die sie aufgrund von Formulierungen, Darstellungen und Rahmungen positiv bewerten. Das kann zu schlechten Investitionsentscheidungen führen. Um das Beispiel aus dem Supermarkt nochmals aufzugreifen: "Eine schöne Verpackung macht noch keinen guten Inhalt."
Es gibt verschiedene Arten von Framing, welche die Entscheidungsfindung beeinflussen können. Positives Framing betont die Vorteile einer Entscheidung, während negatives Framing die Risiken hervorhebt. Beim Verlust-Framing wird betont, was verloren geht, wenn keine Entscheidung getroffen wird, während beim Gewinn-Framing betont wird, was gewonnen wird, wenn eine Entscheidung getroffen wird. Das Attribut-Framing betont die Merkmale einer Entscheidung, während das Ziel-Framing die Ergebnisse einer Entscheidung hervorhebt. Verschiedene Rahmenarten können in verschiedenen Situationen effektiver sein.
Auch die Medien können Investitionsentscheidungen durch ihr Framing mitbeeinflussen. Beispielsweise wie eine Tageszeitung über die Veröffentlichung des Geschäftsberichtes von Unternehmen berichtet. Die Schlagzeilen: "Unternehmen XY verfehlt das Umsatzziel" und Unternehmen XY mit Umsatzsteigerung um 5% können beide korrekt sein, doch in unseren Köpfen assoziieren wir das Unternehmen unterschiedlich. Wichtig zu wissen: Allein schon die Selektion dieser Information als Newsbeitrag ist Framing. Die Tageszeitung könnte auch gar nicht über das Unternehmen berichten, womit dieses eher unter dem Radar bleibt. Es ist Medien also gar nicht möglich, nicht zu framen.
Framing-Effekte lassen sich nicht verhindern, aber durch kluges Investitionsverhalten minimieren. Anlegerinnen und Anleger sollten sich der Framing-Wirkung bewusst sein, überlegen Sie sich also bei ihren Anlageentscheiden, weshalb Sie sich für diese und nicht eine andere Möglichkeit entschieden haben. Dazu kann eine Checkliste nützlich sein. Verschiedene Quellen und ein Gespräch mit einer Anlageberaterin oder einem Anlageberater können helfen, um sich seiner eigenen Vorurteile bewusst zu werden und Entscheidungen faktenbasiert und nicht von Emotionen geleitet zu treffen.