Bereits machen sich Hoffnungen breit, wonach die US-Notenbank Fed die Leitzinsen dank der rückläufigen Inflation nur noch moderat anheben wird. Das Ende des Zinserhöhungszyklus wäre damit in Sichtweite. Wir teilen diese Auffassung und gehen davon aus, dass die Zinsen an den nächsten beiden Meetings im Februar und im März noch jeweils um 25 bis maximal 50 Basispunkte erhöht werden.
Diese nachlassenden Zinsfantasien wirken positiv auf die Aktienmärkte. So verzeichnen die globalen Aktienmärkte den besten Jahresstart der letzten zehn Jahre. Der Swiss Market Index beispielsweise mit einem Plus von über sechs Prozent. Einer der Gewinner in diesem Index ist der Luxusgüterkonzern Richemont, der von den Lockerungen der Covid-Massnahmen in China stark profitiert. Der europäische Aktienmarkt kann sogar mit einem Plus von knapp zehn Prozent aufwarten.
Weit weniger Aufmerksamkeit als die Inflationszahlen geniessen derzeit die restlichen Konjunkturdaten. Doch insbesondere die Vorlaufindikatoren – also diejenigen Indikatoren, die aufzeigen wie sich das Wirtschaftswachstum künftig entwickeln wird - zeigen ein weniger positives Bild. So hat sich zum Beispiel der ISM Manufacturing Index – der Indikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA - deutlich abgeschwächt und legt eine negative Wirtschaftsentwicklung nahe.
Wir gehen davon aus, dass sich der negative Trend bei den Konjunkturdaten auch diese Woche fortsetzten wird. Am Dienstag stehen Konjunkturdaten aus China im Fokus. Wir erwarten sowohl bei der Industrieproduktion als auch bei den Einzelhandelsumsätzen eine Abschwächung. Der rasche Ausstieg aus der Null-Covid-Politik wirkt sich, zumindest kurzfristig negativ auf die Wirtschaftsaktivität aus. Ebenfalls in dieser Woche wird der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen in der Eurozone publiziert. Dieser dürfte sich ebenfalls weiter eintrüben.
Das wirtschaftliche Umfeld schwächt sich somit weiter ab. Für das Jahr 2023 erwarten wir eine milde globale Rezession. Die Aktienmärkte preisen die Auswirkungen der schwachen Wirtschaftsdaten auf die Unternehmensgewinne noch nicht vollständig ein. In der letzten Woche hat die Berichtssaison in den USA gestartet. Wie üblich haben zum Start einige US-Banken ihre Zahlen präsentiert und dabei die Erwartungen nicht erfüllt. Es ist zwar noch zu früh daraus bereits Schlüsse zu ziehen, wir erwarten aber insgesamt eine Abschwächung des Gewinnwachstums. Dies könnte die Aktienkurse belasten. Die kurzfristigen Perspektiven für Aktien sind unserer Meinung nach deshalb getrübt und eine nachhaltige Erholung der Aktienmärkte ist noch nicht in Sicht. Aus diesem Grund starten wir mit einer defensiven Aktienpositionierung ins neue Jahr. Mittel- bis langfristig sind wir für Aktien wieder optimistischer.