Die geopolitischen Unsicherheiten haben sich dadurch noch erhöht. Die Volatilität an den Finanzmärkten dürfte aus diesem Grund in den nächsten Wochen zunehmen. An den Finanzmärkten kam es in der vergangenen Woche zu einer typischen Reaktion bei geopolitischen Ereignissen. Risikobehaftete Anlagen haben an Wert eingebüsst und sichere Häfen waren gefragt. Dies begünstigt Anlagen wie Staatsanleihen, Gold (+5.5 Prozent im Wochenvergleich) und den US-Dollar. Insgesamt war die Reaktion an den Finanzmärkten aber überschaubar.
Aus wirtschaftlicher Sicht deuten die Erfahrungen aus dem Gaza-Krieg 2014 darauf hin, dass die Auswirkungen auf Israels Wirtschaft gering und von kurzer Dauer sein werden. Die Situation ist jedoch im Fluss und die wirtschaftlichen Auswirkungen werden von der Schwere und der Dauer des Konflikts abhängen. Entscheidend ist, inwiefern es eine Ausweitung auf andere Regionen gibt. Zudem gibt es wichtige geopolitische Konsequenzen. Insbesondere wenn der Saudi-Israelische Friedensplan scheitert oder wenn der Krieg zu grösseren Spannungen mit dem Iran führt. Beide Entwicklungen könnten den Ölpreis nach oben treiben. Dies wiederum würde sich negativ auf die Inflation auswirken und die Notenbanken wären gezwungen die Zinsen für längere Zeit auf den hohen Niveaus zu halten.
Die Märkte haben sich in den letzten Jahren als recht widerstandsfähig gegenüber geopolitischen Ereignissen erwiesen. Die Lage im Nahen Osten werden die Investoren in den nächsten Wochen allerdings mit grossem Interesse verfolgen. Geopolitische Konflikte können die Preisentwicklung von Wertschriften vor allem kurzfristig stark beeinflussen. So sind beispielsweise die europäischen Erdgaspreise in der letzten Woche in der Spitze um mehr als 50 Prozent auf knapp über 50 Euro/MWh gestiegen. Der Hauptgrund für den Preissprung ist das Risiko, dass sich der Krieg ausweiten könnte. Ein Anstieg der Preise auf 100 Euro/MWh würde die Gesamtinflation in der Eurozone bis Mitte nächsten Jahres allerdings lediglich um etwa 0.8 Prozentpunkte erhöhen. Der Krieg im Nahen Osten hat sich bisher wenig auf die Ölpreise ausgewirkt. Der Preis für ein Fass (Brent) stieg letzte Woche um 7.5 Prozent, liegt aber immer noch unter dem Hoch von Ende September.
Nachhaltigen Einfluss auf die Aktienmärkte haben geopolitische Risiken nur, wenn sie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Profitabilität der Unternehmen beeinflussen. Davon gehen wir aktuell nicht aus. Sofern sich der Konflikt weiterhin als regional erweist, nehmen wir keine Änderung an unserem Basisszenario für die globale Wirtschaftsentwicklung vor. Wir rechnen weiterhin mit einem anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld und einer Wachstumsverlangsamung in den nächsten Monaten. Aus diesem Grund halten wir an der leicht defensiven Positionierung fest.