«Wir sehen weiterhin mehr Potenzial bei Aktien als in Obligationen.»
Der normalerweise für Aktien schwierige Monat Mai zeigt bis anhin eine beeindruckende Performance. Die Aussicht auf robustes Wirtschaftswachstum sowie mögliche bevorstehende Leitzinssenkungen sorgen aktuell für Rückenwind an den Aktienmärkten. Hinzu kommen positive Unternehmensnachrichten, die mit guten Quartalszahlen belegt wurden. Deshalb legten die Märkte auf breiter Front zu und diverse Indizes schlossen zeitweise auf neuen Allzeithöchstständen.
Aus konjunktureller Sicht gibt es derzeit wenig, was den Schwung an den Aktienmärkten bremsen könnte. Die Zinsen in den USA können zwar nicht so schnell gesenkt werden, wie man sich das anfangs Jahr vorgestellt hätte - eine Zinserhöhung ist aufgrund der stabilen Konjunkturdaten jedoch unwahrscheinlich. Die restriktive Geldpolitik scheint langsam ihre Wirkung zu zeigen: Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal weniger stark gewachsen als erwartet. Die Konsumausgaben in den USA sind aber weiterhin ansprechend. Wir gehen unverändert von einer ersten Zinssenkung der Fed im September aus.
Die Schwellenländer (Emerging Markets) profitieren insbesondere vom globalen Wachstum. Das Gewinnwachstum der Unternehmen im Jahr 2024 ist ansprechend. Die Wachstumsaussichten sowohl für Lateinamerika als auch Asien sind positiv - das Wachstumsdifferenzial gegenüber den Industrieländern weitet sich aus. Hinzu kommt, dass die Bewertung von Emerging Markets-Aktien im historischen Vergleich sowie gegenüber US-Treasuries und -Aktien attraktiv ist. Aus diesen Gründen sehen wir aktuell Potenzial in den Schwellenländern. Auf der anderen Seite bestehen auch gewisse Abwärtsrisiken: Der grösste Inflationsdruck ist vorbei, rasche Zinssenkungen sind dennoch nicht zu erwarten. Auch bleibt der US-Dollar weiterhin stark. Die strukturellen Probleme in China halten an.
Aktuell sehen wir bei den Aktien mehr Opportunitäten als auf der Obligationenseite. Insbesondere die Kreditaufschläge von globalen Hochzins-Anleihen (High Yield) notieren auf einem tiefen Niveau. Damit besteht wenig Potenzial für eine weitere Spreadeinengung. Demgegenüber stehen mögliche Ausfälle: Die Schätzungen der Ausfälle von globalen High Yield-Anleihen liegen zwischen 3 und 4 Prozent, was den laufenden Ertrag schmälert. Das Rendite-/Risiko-Profil verschlechtert sich damit für das High Yield-Segment – insbesondere auch im Vergleich zu jenem von Aktien.
Wir gehen davon aus, dass die hohen Zinsen im Laufe des Jahres gesenkt werden, was Aktien gegenüber Obligationen zusätzlich attraktiver macht. Als besonders interessant erachten wir Aktien aus den Schwellenländern. Ein Investment in Schwellenländeraktien erfordert etwas Mut: Denn mit Blick auf die Entwicklung in China bestehen noch einige Risiken, und das tiefere globale Wachstum hat klar einen bremsenden Effekt auf die Schwellenländer. Doch wenn die Zinsen gesenkt werden, dürften diese risikobehafteten Anlagen besonders profitieren. Insbesondere da die Bewertung von Schwellenländern im Vergleich zu den Industrieländern derzeit besonders niedrig ist.