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Der Schweizer Franken profitiert als sicherer Hafen.

Datum: 25.11.2024 
Autor: Daniel Lüchinger

Der Franken gilt als «sicherer Hafen» und zieht in Krisenzeiten Kapital an. Für die Schweiz ist der starke Franken Fluch und Segen zugleich.

​«Die Nachfrage nach dem Franken bleibt hoch.»

 

Der starke Franken schützt zwar die Kaufkraft der Schweizer Bevölkerung über günstigere Importe, belastet aber die Exportwirtschaft. Schweizer Produkte werden im Ausland teurer. Maschinenbauer oder Pharmahersteller erleiden dadurch Wettbewerbsnachteile. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) muss mit ihrer Geldpolitik die Balance zwischen diesen unterschiedlichen Herausforderungen finden.

Die globale Wirtschaft zeigt derzeit zwei Gesichter: Während die USA robust wachsen, kämpft die Eurozone mit einer schwächelnden Konjunktur. Diese Divergenz hat erhebliche Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft. Die schwache Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone schränkt die Wachstumsaussichten für die Schweizer Wirtschaft ein. Da die wichtigsten Handelspartner der Schweiz in Europa zu finden sind, gestaltet sich die Nachfrage nach Schweizer Exporten gedämpft.

Gleichzeitig befindet sich die Inflation in den meisten Volkswirtschaften nahe am Zielwert. Die grossen wirtschaftlichen Verwerfungen der Pandemie scheinen überwunden. Dies veranlasst viele Zentralbanken, ihre Zinsen zu senken. Aufgrund der Kombination von schwachem Wachstum und sinkender Inflation hat besonders die Europäische Zentralbank (EZB) grossen Spielraum für Zinssenkungen. Dies könnte den Aufwertungsdruck auf den Franken weiter erhöhen. Da die SNB ihren Zinssenkungszyklus im Gegensatz zu ihren ausländischen Pendants schon im Frühling begonnen hat, ist ihr geldpolitischer Spielraum begrenzt.

Die derzeitigen wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten dürften die Nachfrage nach sicheren Häfen wie dem Schweizer Franken hochhalten. Hinzu kommt, dass sich die Zinsdifferenz zwischen dem Schweizer Franken und anderen Leitwährungen bis zum nächsten Sommer verringern wird. Die anderen Notenbanken haben hier deutlich mehr Spielraum für Zinssenkungen. Insbesondere die EZB steht aufgrund der schwächelnden Konjunktur unter Druck, die Zinsen stärker zu senken. Auf kurze bis mittlere Sicht sollte der Schweizer Franken zum Euro deshalb weiter unter Aufwertungsdruck stehen.

Ein starker Franken hilft, die Inflation in der Schweiz tief zu halten. Das Preisniveau liegt allerdings jetzt schon auf einem sehr tiefen Niveau und die Preise in der Schweiz steigen kaum. Entsprechend dürfte die SNB den Leitzins ebenfalls weiter senken. Am Terminmarkt wird für Mitte 2025 bereits mit einem Leitzins von 0.25 Prozent gerechnet. Wir gehen davon aus, dass die SNB den Schweizer Franken wahrscheinlich etwas stärker werden lassen wird. Dies setzt die Schweizer Wirtschaft unter Druck, was sie aufgrund ihrer Innovationskraft und Marktposition aber bis zu einem gewissen Grad verkraften kann.

 

Gemeinsam wachsen.