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Geldpolitik: Überrascht die SNB wieder?

Datum: 23.09.2024 

​Die Anlage-Experten der Graubündner Kantonalbank informieren im GKB Anlage-Fokus wöchentlich über das aktuelle Finanzgeschehen. Gemeinsam mit Fabio Canetg, Geldpolitik-Experte und Wirtschaftsjournalist, werfen wir einen Blick auf die geldpolitische Lagebeurteilung der SNB.

Am 26. September kommuniziert die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Entscheid zum Leitzins. Der Leitzins ist zentral für uns alle: für Investoren, Sparer, aber auch Immobilienbesitzer und Mieter. Daher haben wir bei Fabio Canetg nachgefragt.

Wird die SNB den Leitzins am 26. September weiter senken? Falls ja, aus welchen Gründen?
Ich bin tatsächlich der Meinung, dass eine weitere Zinssenkung der SNB im September wahrscheinlich ist. Die Inflation ist weiter gesunken und liegt momentan noch bei 1.1 Prozent. Die SNB erwartet, dass die Inflation in den nächsten Monaten und Jahren auf diesem Niveau bleibt. Und dieses Niveau von rund 1 Prozent befindet sich genau in der Mitte des Zielbands der Nationalbank. Die SNB muss die Wirtschaft also nicht weiter abbremsen, wie sie es in den letzten Monaten mit den relativ hohen Zinsen gemacht hat. Trotzdem ist Vorsicht geboten, denn die SNB hat die Märkte allein seit der Corona-Pandemie schon zwei Mal mit ihren Entscheidungen überrascht. Das eine Mal mit einer frühen Zinserhöhung, das andere Mal mit einer frühen Zinssenkung. Zwar scheint mir eine solche Überraschung dieses Mal eher unwahrscheinlich zu sein, aber ganz ausschliessen kann man es nicht.

Das Wirtschaftsumfeld in der Schweiz ist robust. Wäre es aus Sicht SNB nicht besser, die Zinssenkungen für wirtschaftlich schwierigere Zeiten aufzusparen?
Nein, das wäre keine gute Idee. Die SNB würde so nämlich die Wirtschaft unnötigerweise schwächen, indem sie das Investieren künstlich teuer hält. Renovationen, an Hotels oder Restaurants in Arosa oder Flims beispielsweise, würden so eventuell noch weiter aufgeschoben werden. Dies wiederum würde die Wirtschaft schwächen. Das kann unmöglich das Ziel der SNB sein. Übrigens hat Thomas Jordan, der Präsident der SNB, dieser Idee gerade erst eine Abfuhr erteilt. In einem Interview mit der NZZ sagte er sinngemäss, dass das Aufsparen von Zinssenkungen für später keine gute Idee sei, da die Zinsen dann sinken müssen, wenn sie sinken müssen.

Wie sieht denn das Zinsziel der SNB aus? Werden die Zinsen im nächsten Jahr nochmals gesenkt?

Die SNB hat kein fixes Zinsziel, sondern ein Ziel für die Inflation. Solange die Inflation im Zielband zwischen null und 2 Prozent bleibt, ist die SNB zufrieden. Die Frage ist, mit welchem Leitzins sie das Ziel erreicht. Auch dazu hat Thomas Jordan kürzlich einen Hinweis gegeben. In einer Rede sagte er, dass die SNB mit einem Leitzins von etwa 1 Prozent die Wirtschaft weder beschleunigt noch bremst. Das heisst, dass sie ihr Inflationsziel mit einem Zins von 1 Prozent in mittlerer Frist erreichen sollte. Natürlich muss sie aber auch reagieren können, wenn die Wirtschaft mal besser oder schlechter läuft als gedacht. Falls beispielsweise die aktuelle Wirtschaftsschwäche aus Deutschland zu uns in die Schweiz überschwappt, sind weitere Zinssenkungen absolut denkbar.

Und was bedeutet eine Zinssenkung der SNB für Schweizer Aktien? Daniel Lüchinger erklärt: Die starke Zinssenkung in den USA der letzten Woche erhöht den Druck auf den Schweizer Franken. Mit der erwarteten Zinssenkung kann die Notenbank auch der zuletzt starken Entwicklung des Schweizer Franken etwas entgegenwirken. Die Zinssenkung sollte damit Schweizer Aktien weiter Auftrieb geben.

 

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