Die aktuellen Wirtschaftsdaten zeigen nämlich, dass die negativen Entwicklungen überwiegen. Vorlaufindikatoren befinden sich in einem Abwärtstrend. Folglich werden Unternehmensinvestitionen im zweiten Halbjahr unter Druck kommen. Zudem büsst der private Konsum, der in den USA eine wichtige Wachstumsstütze ist, an Dynamik ein. Die kräftige Erhöhung der Leitzinsen über die letzten Monate belastet die US-Wirtschaft zunehmend. Vor diesem Hintergrund erwarten wir, dass die US-Notenbank die Leitzinsen diese Woche unverändert belässt.
Im Gegensatz zur Fed halten die Währungshüter aus der Eurozone an ihrem Zinserhöhungspfad fest. Mehrere Mitglieder haben betont, dass das Ende im Zinserhöhungszyklus noch nicht erreicht ist. Wir gehen deshalb davon aus, dass die EZB den Leitzins um 0.25 Prozent auf neu vier Prozent erhöhen wird. Der Zinserhöhungszyklus nähert sich aber auch in der Eurozone dem Höhepunkt. Einerseits liegt der Leitzins mittlerweile deutlich im restriktiven Bereich. Andererseits befindet sich die Eurozone bereits in einer Rezession.
Neben der EZB und der Fed tagt nächste Woche auch noch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Die wirtschaftliche Entwicklung hierzulande gestaltet sich robust. Wir erwarten deshalb von der SNB im Juni einen letzten Zinsschritt von 1.50 auf 1.75 Prozent. Die Inflation hat sich jüngst zwar deutlich abgeschwächt und befindet sich mittlerweile wieder nahe dem Zielband der Nationalbank. Diese dürfte aber im Herbst, wenn sich die höheren Wohnkosten aufgrund des Anstiegs des hypothekarischen Referenzzinssatzes in der Messung niederschlagen, wieder steigen.
Die globale wirtschaftliche Entwicklung wird sich über den Sommer weiter abschwächen. Das Wirtschaftswachstum sowie die Inflation befinden sich in einem Abwärtstrend. Die US-Wirtschaft wird gegen Ende 2023 in eine milde Rezession abrutschen. Nichtsdestotrotz erwarten wir von der US-Notenbank keine raschen Zinssenkungen sondern gehen davon aus, dass die Leitzinsen für eine gewisse Zeit auf erhöhten Levels bleiben. Während im Energie- und Güterbereich eine Preisentspannung sichtbar ist, nehmen die Preise im Dienstleistungssektor noch weiter zu. Preisveränderungen bei den Dienstleistern sind eher träge und von der Entwicklung am Arbeitsmarkt geprägt. Dies weil die Löhne den grössten Kostenblock darstellen. Folglich haben die Notenbanken im aktuellen Umfeld noch wenig Spielraum, die Zinsen bald wieder zu senken. Erste Zinssenkungen erwarten wir erst im Jahr 2024.