Wandelanleihen überflügeln Aktienmärkte
Wandelanleihen konnten während der ersten Phase der Corona-Pandemie und in der folgenden Erholungs-Rallye ihre Stärke in den unterschiedlichen Marktphasen demonstrieren. Das investierbare Universum aus globalen Wandelanleihen überflügelte alle westlichen Aktienmärkte bei deutlich tieferer Volatilität. Dies ist aussergewöhnlich, denn über einen längeren Börsenzyklus ist die Ertragserwartung von Wandelanleihen eine aktienähnliche Rendite bei tieferer Volatilität.
Wie kam es zu dieser Abkoppelung?
Nicht überraschend liegen die Gründe in der Pandemie, welche zu einer Flut an Neuemissionen von Wandelanleihen führte. Einerseits nutzten in Bedrängnis geratene Emittenten wie beispielsweise aus der Reise- und Tourismusbranche die Form der Wandelanleihe als «lender of last resort» (Kreditgeber der letzten Instanz). Der Vorteil einer Wandelanleihen-Emission: der Zinsaufwand wird gering gehalten und ein starker Verwässerungseffekt einer ordentlichen Kapitalerhöhung kann umgangen werden. Andererseits brachte die Pandemie auch Gewinner hervor wie zum Beispiel Unternehmen aus dem E-Commerce, Software (Cloud, Digitalisierung, Cybersecurity) oder Hardware-Sektor. Die Neuemissionen sind von den Aktienmärkten und Investoren sehr wohlwollend aufgenommen worden. Das Signal für die Investoren lautete Fortbestand gesichert oder Wachstum vorhanden.
New Economy versus Old Economy
Traditionell nutzen Unternehmen Wandelanleihen zur Finanzierung in der Wachstumsphase. In dieser Phase wird zusätzliches Kapital benötigt um grössere Investitionen zu stemmen und eine Fremdkapitalfinanzierung gestaltet sich oft schwierig, weil der Cash Flow negativ ist, das Kreditrating zu tief oder man sich kein teures Rating leisten kann respektive will.
Diese Orientierung hin zu Wachstumsunternehmen widerspiegelt sich in der Sektorzusammensetzung des globalen Wandelanleihenmarktes. Da sich das Wandelanleihenuniversum im Durchschnitt alle fünf Jahre erneuert sind aktuelle Wachstumstrends tendenziell übervertreten. Erhöhte Emissionstätigkeiten sind aktuell aus den folgenden Sektoren zu beobachten:
- Halbleiter (benötigt für: 5G, AI, Robotik, autonomes Fahren)
- Software (Cloud, Digitalisierung und Cyber Security)
- E-Commerce und mobile Bezahllösungen
- Diagnostics und Biotech
- Erneuerbare Energien, Elektrofahrzeughersteller, Solarmodul-Hersteller
- Tourismusbranche
Zusammengefasst sind rund zwei Drittel des Gesamtmarktes eher der «New Economy» zuzuordnen und das restliche Drittel eher der «Old Economy».
Volatilität – des einen Freud, des anderen Leid
Wachstumsunternehmen sind oft mit grösserer Unsicherheit behaftet. Werden sich die hohen Investitionen auszahlen? Hohe Unsicherheiten und viele Unwägbarkeiten führen bei kotierten Unternehmen oft zu einer höheren Volatilität des Aktienkurses. Für den Aktionär ist dies nicht wünschenswert - für den Wandelanleihen-Investor hingegen schon.
Nehmen wir als Beispiel eine Biotech Firma mit einem Medikament in der Entwicklungs-Phase III. In dieser Phase werden Tests an Patienten durchgeführt. Dies ist sehr kostspielig. Ein junges Biotech Unternehmen hat in der Regel kein Kreditrating und oft nicht einmal einen Umsatz, geschweige denn Gewinn oder Cash-Flow. Eine Bankfinanzierung ist so praktisch ausgeschlossen und auch im Markt für Unternehmensanleihen wird es sehr schwierig eine solche Emission zu akzeptablen Konditionen zu platzieren. Der Firma bleibt praktisch nur noch der Gang zu Private Equity, eine stark verwässernde Kapitalerhöhung oder der Platzierung einer Wandelanleihe.
Wie die Vergangenheit gezeigt hat, ist der Markt für Wandelanleihen für solche Emissionen sehr aufnahmefähig. Denn genau diese Konstellation ist für Investoren vorteilhaft. Ist die Phase III erfolgreich und das Medikament wird zugelassen, kann sich der Aktienkurs durchaus vervielfachen. Wird das Medikament nicht zugelassen, sinkt zwar der Aktienkurs, das Unternehmen existiert trotzdem weiter, sammelt neue Gelder ein und widmet sich einem anderen Medikament in der Entwicklungsphase.
Im Falle einer Zulassung wird der Besitzer der Wandelanleihe sein Recht ausüben und die Anleihe in Aktien tauschen. Bei einem Misserfolg wird der Investor das Wandelrecht nicht ausüben und bekommt die Wandelanleihe bei Laufzeitende zum Nominalwert zurückbezahlt.
Exkurs
Das Wandlungsrecht wird auch Call-Option genannt. Der Wert der Call Option reagiert positiv auf Volatilität. Ist die Volatilität hoch oder steigt sie an, steigen auch die Chancen den Ausübungspreis zu erreichen. Der Ausübungspreis liegt bei der Emission oft 30 bis 40% höher als der Aktienkurs. Eine durchschnittliche Laufzeit oder Wandelungszeitraum beträgt fünf Jahre währenddessen ein Coupon bezahlt wird. Dieser ist jedoch tiefer als bei einer vergleichbaren Unternehmensanleihe. Parallel zum Zinsniveau sind die Coupons bei Wandelanleihen in den letzten Jahren deutlich tiefer geworden und einige bezahlen überhaupt keinen Coupon mehr.
Ausblick
In einem von Unsicherheiten geprägten Wirtschaftsumfeld ist der Wandelanleihen-Markt gut positioniert um von der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie zu profitieren. Sollte die Pandemie wider Erwarten länger dauern, profitieren viele Vertreter aus dem E-Commerce und IT-Bereich und zudem würden die Märkte weiterhin durch monetäre und fiskalpolitische Massnahmen unterstützt bleiben. Sollte es dennoch zu einem stärkeren Einbruch an den Aktienmärkten kommen schützt die Rückzahlungs-Option zum Nominalwert vor grösseren Verlusten.
Lancierung eines neuen GKB Wandelanleihen-Fonds
Damit unseren Kundinnen und Kunden langfristig von dieser bewährten und attraktiven Anlageklasse profitieren können, lanciert die GKB per 1. März 2021 mit dem «GKB (LU) Wandelanleihen Global ESG» einen eigenen Fonds mit Nachhaltigkeitsansatz. Das Ziel ist im dynamischen Markt der Wandelanleihen durch aktives Management den Vergleichsindex zu übertreffen.
Unter gkb.ch/wandelanleihen finden Sie alle Informationen zu unserem neuen Wandelanleihen Fonds. Für eine Anlageberatung und weiterführende Informationen kontaktieren Sie Ihre Beraterin oder Ihren Berater.