Die restriktive Geldpolitik der Notenbanken sorgt für Skepsis gegenüber risikobehafteten Anlagen. Das zeigen uns die Kursbewegungen der letzten Woche. Die unmittelbaren Reaktionen der Finanzmärkte auf den letzten Zinsentscheid der US-Notenbank Fed von Anfang Februar waren vermutlich zu positiv. Aussagen, dass die Zinsen noch weiter steigen werden, länger auf hohem Niveau verharren würden und dass sich die Inflation noch nicht genügend zurückgebildet hat, wurden ignoriert. Das Ziel der Preisstabilität ist noch nicht erreicht. Diese Erkenntnis setzt sich nun allmählich an den Finanzmärkten durch. So haben sich die Zinserwartungen zum US-Leitzins nach oben verschoben. Neu wird damit gerechnet, dass die US-Leitzinsen in diesem Jahr auf über 5 Prozent steigen.
Der Arbeitsmarkt in den USA läuft trotzt stark steigenden Zinsen und einer sich abschwächenden Wirtschaft auf Hochtouren. Diese Entwicklung ist zwar sehr erfreulich. Für Anlegerinnen und Anleger birgt sie aber auch Risiken. So machte Jerome Powell klar: ein anhaltend starker Arbeitsmarkt oder eine weiter hohe Inflation werden weitere Zinserhöhungen nach sich ziehen. Der Fed Chef hat vor allem Angst die rekordhohe Inflation könnte sich über Zweitrundeneffekte verfestigen und im Herbst wieder anziehen.
Erfolgreiches Anlegen basiert auf einer klaren Strategie, einem langfristigen Anlagehorizont und einer objektiven Bewertung des fundamentalen Umfelds. Dabei ist die richtige Perspektive entscheidend. Es ist wichtig darauf zu fokussieren, wo die Wirtschaft am Ende des Prognosezyklus sein wird. Also eine langfristige Perspektive einzunehmen und nicht auf die heutige oder noch schlimmer auf die gestrige Entwicklung – also beispielsweise auf den Arbeitsmarkt oder das Wirtschaftswachstum – zu schauen.
Für uns ist klar, dass die globale Wirtschaft in diesem Jahr die Zinserhöhungen des letzten Jahres spüren wird. Eine Wachstumsverlangsamung und in einigen Regionen auch eine Rezession sind unausweichlich. Die gute Nachricht ist: längerfristig hellen sich die Perspektiven auf. Der Zinserhöhungszyklus dürfte dieses Jahr zu Ende gehen und wir erwarten für 2024 eine breite Erholung des wirtschaftlichen Umfelds. In einem Anlageumfeld, welches von einer abkühlenden Wirtschaft geprägt ist, empfiehlt es sich den Fokus auf Unternehmen und Anlagen mit hoher Qualität zu legen und die langfristige Perspektive, trotz kurzfristigem Sturm, nicht aus den Augen zu verlieren. Denn: Erfolgreiches Anlegen ist eine Frage der Perspektive.
Daniel Lüchinger, Chief Investment Officer bei der Graubündner Kantonalbank